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PRESSEMITTEILUNG NR: 37

Solidarität mit den Ausgeschlossenen

LWB-Vollversammlungsdelegierte protestieren schweigend gegen Visaverweigerungen

Ein Beitrag von Thomas Jeutner, Hamburg (Deutschland).

Winnipeg (Kanada), 30. Juli 2003 - Kein Gesang, kein Trommelschlag. In absoluter Stille schreiten rund 800 Menschen eine halbe Stunde lang mitten durchs Stadtzentrum der Metropole Winnipeg, im Herzen Kanadas. An der Spitze des lang gezogenen Schweigemarsches wird ein Kreuz getragen. Der Marsch nahm am Dienstagabend, 29. Juli, seinen Ausgang im Tagungszentrum der Zehnten Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) und führte bis zum Oodeena-Amphitheater – gelegen am Zusammenfluss der Flüsse Red River und Assiniboine River. In der Nähe befindet sich die staatliche Einwanderungsbehörde.

Diese Stelle am Flussufer, seit 6.000 Jahren ein heiliger Versammlungsplatz der indigenen Bevölkerung Kanadas, ist als Rondell angelegt. In der Mitte brennt ein Holzfeuer, als sich die VollversammlungsteilnehmerInnen und hinzugekommene EinwohnerInnen im Rund aufstellen. HelferInnen halten blaue Fahnen in den Händen, andere tragen Fackeln. Die Frauen und Männer des LWB-Exekutivkomitees stehen im inneren Rund, sie vertreten alle Erdteile.

„Wir gedenken derer, die von der Teilnahme an unserer Vollversammlung ausgeschlossen sind", bricht der Bischof Raymond Schultz, Nationalbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada (ELKIK), das Schweigen. Und berührt damit einen Punkt, der seit Beginn des zehntägigen Welttreffens der 136 lutherischen Kirchen von allen als schmerzlich empfunden wird: 53 TeilnehmerInnen, vor allem aus Entwicklungsländern Afrikas und Asiens, wurde von den kanadischen Behörden die Einreise verweigert bzw. die Ausstellung von Visa verzögert. Trotz vieler Appelle und Interventionen seitens des Genfer LWB-Stabes schon im Vorfeld der Vollversammlung und dringender Bitten der Delegierten in Winnipeg selbst blieben die Verweigerungen bestehen. So sollte der Schweigemarsch ein geistliches Zeichen der Solidarität mit den Ausgeschlossenen sein.

„Gleichzeitig wollen wir der vielen Millionen Menschen auf der Welt gedenken, die ebenfalls ausgeschlossen werden", betont Bischof Schultz. Benachteiligt seien die indigene Bevölkerung, aber auch Frauen, Jugendliche, Kinder, Behinderte, Flüchtlinge, Obdachlose. „Im Herzen dieser Stadt" gelte es, an das Herz Gottes zu erinnern, an die Hoffnung auf Christus, der Wunden heilt. Ein Gong wird geschlagen, der Klang breitet sich aus bis über den Fluss. Fritz Baltruweit, Hildesheimer Theologe und Liedermacher, beginnt ein leises Summen, in das die Menge nach und nach einstimmt. Aus dem Summen entsteht ein gesungenes „Schalom", der Friedensgruss.

Es folgen Schilderungen Einzelner, die von Erfahrungen des Ausgeschlossenseins berichten. Eine junge Frau aus Tansania hatte ein rechtzeitig beantragtes Visum nicht bewilligt bekommen. Sie war als Delegierte ihrer Kirche offiziell nach Winnipeg eingeladen worden. „Ich fuhr wieder und wieder zur Botschaft", erzählt sie, um das verweigerte Dokument erneut zu beantragen. Busreisen von mehr als zehn Stunden, das Tage und Nächte dauernde Abwarten auf die Behördenentscheidung hat sie in Kauf genommen. Trotzdem sei ihr am Ende doch wieder das Visum verweigert worden. Warum? Man hat ihr gesagt, sie habe nicht genug Geld für einen Aufenthalt in Kanada. Man fürchte zudem, dass sie nicht nach Tansania zurückkehren könnte. Und man lehnte das Visum erneut ab. Die Delegierte beantragte erneut. Wenige Stunden vor dem Abflug bekam sie doch die Einreiseerlaubnis. Auf 53 TeilnehmerInnen aus Asien und Afrika, denen ebenfalls die Reise zur Vollversammlung verweigert wurde, wartete der Weltbund vergeblich.

„Gott, durchbrich die Festungen, die wir um uns herum bauen", hiess es am Schluss. Die Sätze des Gebetes wurden in deutscher, englischer, französischer und spanischer Sprache vorgetragen: „Gott, lass uns offen werden für Menschen auf der Flucht. Lass uns die Würde aller Menschen achten. Ebne uns Wege für Gerechtigkeit und Frieden". Mit dem vielstimmigen „We shall overcome" und einem Segen ging dieser Schweigemarsch am Red River zu Ende. Eine Mahnwache, wie es sie in der 56-jährigen Geschichte des Lutherischen Weltbundes noch nicht gegeben hat. (586 Wörter)


Die Zehnte LWB-Vollversammlung vom 21. bis 31. Juli 2003 im kanadischen Winnipeg steht unter dem Thema: „Zur Heilung der Welt“. Gastgeberin der Vollversammlung ist die Evangelisch-Lutherische Kirche in Kanada (ELKIK).

An der Zehnten Vollversammlung nehmen rund 820 Personen teil, darunter 380 Delegierte der 133 LWB-Mitgliedskirchen sowie VertreterInnen der drei assoziierten Mitgliedskirchen. Die in der Regel alle sechs Jahre stattfindende LWB-Vollversammlung ist das oberste Entscheidungsorgan des LWB. Zwischen den Vollversammlungen führen der Rat und sein Exekutivkomitee die Geschäfte des LWB.

Zur Bestellung von Fotos zur LWB-Vollversammlung wenden Sie sich bitte an: LWF-Photo@lutheranworld.org

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